Blick in die Zukunft: etablierte Unternehmen und Startups mit einer Vision

Die Energiewirtschaft ist im Umbruch und zum echten Innovationstreiber geworden. Gerade die Zusammenarbeit mit Startups bringt viele neue Ideen, von denen die Stadtwerke selbst, aber auch ihre Kunden profitieren. Wir sprechen darüber mit Julien Mounier, dem neuen Vorstandsvorsitzenden der Stadtwerke Düsseldorf AG. |

Startup_dus: Julien, Du hast den Vorstandsvorsitz der Stadtwerke Düsseldorf Anfang 2021 übernommen. Wo siehst Du die größten Unterschiede zu Deinem alten Tätigkeitsbereich in Braunschweig und Umgebung – sowohl geografisch als auch wirtschaftlich? Julien Mounier: Bisher hatte ich noch nicht viel Zeit, Düsseldorf und das Umland kennenzulernen. Ich freue mich aber sehr darauf, bald mit meiner Familie das Rheinland zu erkunden. Wirtschaftlich zeichnen sich meine alte und meine neue Heimat in besonderem Maße dadurch aus, dass beide Regionen im Wandel sind. Nordrhein-Westfalen ist das Energieland. Diese Dichte an Erzeugung und Know-how ist etwas ganz Besonderes. Seit gut zwei Jahrzehnten verändert sich die Energiewirtschaft stark und ich bin überzeugt, in den nächsten anderthalb Dekaden kommen noch viel weitreichendere Veränderungen dazu. Es ist eine spannende Gestaltungsaufgabe für alle Stadtwerke, die ich für die Stadtwerke Düsseldorf sehr gerne annehme. Die Region um Braunschweig ist stark geprägt von der Automobil- und Zulieferindustrie. Da verrate ich kein Insider-Wissen, wenn ich sage: auch hier ist der massive Wandel der vergangenen Jahre erst ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird. Insofern hat Veränderung meine Arbeit schon immer geprägt und deswegen habe ich so einen großen Spaß daran, mich mit neuen Unternehmen auszutauschen. Startup_dus: Du bist auch als Digitalisierungsexperte nach Düsseldorf gekommen. Was bedeutet das für die Zukunft der Stadtwerke Düsseldorf, ihrer Services, aber auch hinsichtlich der etwaigen Zusammenarbeit mit Startups? Julien Mounier: Es gibt Themen, an denen kommt man nicht vorbei. Seit ein paar Jahren gibt es in der Energiewirtschaft eigentlich keine Konferenz mehr, in der nicht über die Themen Startup und Digitalisierung gesprochen wird. Das ist gut. Denn in der Energiewirtschaft müssen wir in zwei Dingen noch besser werden: in der Geschwindigkeit und in dem Selbstverständnis, dass wir nicht mehr alles alleine machen können. Für mich ist die Digitalisierung vor allem ein Instrument: überall dort, wo wir es nutzen können, um Prozesse infrage zu stellen und effizienter neu aufzubauen, sollten wir das tun. Die Pandemie hat uns noch einmal gezeigt, wie schnell wir uns verändern können, wenn wir müssen – diesen Schwung können wir in vielen Bereichen im Gesamtkontext der Digitalisierung gut gebrauchen. Heute sind die Stadtwerke Düsseldorf Infrastrukturdienstleister – vielleicht können wir diese Rolle auch im Bereich der Digitalisierung ausbauen. Dabei werden wir Partner an unserer Seite haben. Vermutlich sowohl etablierte Unternehmen als auch Startups. Kooperation ist allerdings kein Selbstzweck – wir arbeiten mit den Unternehmen zusammen, mit denen wir eine gemeinsame Vision entwickeln. Wenn das junge Unternehmen mit einem starken Unternehmergeist sind, dann ist das an vielen Stellen eine sehr große Bereicherung. Deswegen schätze ich den Austausch mit der jungen Gründerszene. Startup_dus: Das Arbeitsfeld, das Ihr als Stadtwerke bietet, ist ja gigantisch und bietet unzählige Möglichkeiten der Kooperation mit jungen Unternehmen, die neue Ideen einbringen. Gibt es Bereiche, wo Du noch Innovationen vermisst – also quasi brachliegende Potenziale? Julien Mounier: Ich komme ja aus einem Unternehmen, das mit seiner über 150-jährigen Geschichte und seinen mehr als 2.000 Mitarbeitern nicht unbedingt als Startup durchgeht. Trotzdem habe ich den Anspruch an meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass auch wir Innovationen entwickeln. Ich würde deswegen die Grenze nicht entlang der Innovationsfähigkeit ziehen, sondern sehe die Zusammenarbeit mit Startups als gute Möglichkeit für einen Blick über den Tellerrand für uns und umgekehrt für einen Blick in unseren Maschinenraum für die jungen Unternehmen. |
Nur wenn beide voneinander lernen und so ihrer Vision ein Stück jeweils näher kommen, funktioniert Kooperation.
Und dann kann die Innovation an Stellen liegen, wo man sie gar nicht vermutet. Mir ist zum Beispiel das Thema Kreislaufwirtschaft sehr wichtig. Und da kommt man sehr schnell auf die Idee, außerhalb von gewohnten Pfaden zu denken. Egal, ob es um die Gastronomie, die Arbeitskleidung oder die Ausrichtung der Entsorgung geht. Und so gibt es unzählige Beispiele, auch entlang der gesamten energiewirtschaftlichen Wertschöpfungskette.
Startup_dus: Die Stadtwerke sind bei verschiedenen Veranstaltungen der Startup-Woche 2021 dabei. Unter anderem bei „The EUREF Way of Innovation“, in der sich der EUREF-Campus Düsseldorf vorstellt, den die Stadtwerke als kommunaler Innovations- und Skalierungspartner unterstützen. Was versprecht Ihr euch von dieser Partnerschaft und warum ist der EUREF-Campus für Düsseldorf so wichtig?
Julien Mounier: Wir haben extrem viel Erfahrung auf den Energiemärkten, bei der Bewirtschaftung von Netzen und bei der Bewertung von Investitionsentscheidungen von Energieerzeugungsanlagen. Aber die Energiewelt hat sich massiv verändert in den vergangenen Jahren und ich glaube, das ist nur ein Vorgeschmack auf die Veränderungen, die wir in den nächsten Jahren sehen werden.
Dafür brauchen wir unsere Expertise, aber wir müssen auch offen sein und mit Unternehmen ins Gespräch kommen, die ganz neue Visionen für die Energiewelt von morgen haben.
Die EUREF-Community macht in Berlin ganz fantastische Arbeit und ich bin froh, dass jetzt auch in Düsseldorf ein EUREF-Campus entsteht. Das wird sicherlich eine Keimzelle für Innovation und Klimaschutz und wir freuen uns, dabei sein zu dürfen.
Startup_dus: Ein weiteres Projekt, mit dem Ihr die Startup-Szene Düsseldorf unterstützt, ist der Co-Working-Space „Denkfläche“ in Düsseldorf-Flingern. Gib uns doch mal einen kleinen Einblick, was Startups und junge Unternehmer*innen dort erwartet?
Julien Mounier: Die Denkfläche bietet auf rund 200 Quadratmetern eine moderne, kreative und innovative Arbeitswelt für jede und jeden, der flexibel arbeiten möchte. Netzwerkaktivitäten und Events unterstützen den Community-Spirit, der zum regelmäßigen Perspektivwechsel und zum Austausch animiert. Wir schaffen mit der Denkfläche eine Begegnungsstätte für dynamische Unternehmen und innovative Geschäftsmodelle.