Die Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Gründerszene wird enger
Die Deutsche Bank bündelt ihre Kompetenz und Erfahrung im Start-up-Team Rhein-Ruhr/Westfalen. Vice President und Leitung Startups@Germany – Region Nordwest Nicolas H. Brenk berichtet uns, welche Erfahrungen das Team in den letzten Jahren gemacht hat und worauf es bei einer erfolgreichen Gründung ankommt.
Startup_DUS: Sie haben mit dem Start-up-Team Rhein-Ruhr/Westfalen eine Abteilung, die sich auf die Anliegen von Gründern spezialisiert hat. Können Sie uns dazu mal ein paar Zahlen nennen, wie groß die Abteilung ist, wie viele Startups Sie in den letzten Jahren unterstützt haben, etc.?
Nicolas H. Brenk: Unser Team setzt sich aus 20 Kolleginnen und Kollegen aus allen Geschäftsbereichen der Deutschen Bank zusammen. Somit können wir Startups in jeder Unternehmensphase optimal begleiten. Unserer Erfahrung nach zählt bei der Zusammenarbeit mit Startups vor allem Geschwindigkeit. Wenn möglich, sollten Fragen innerhalb von 48 Stunden bearbeitet und beantwortet sein. Diesen Anspruch können wir durch unser bereichsübergreifendes Team sicherstellen. Wir haben in den vergangenen Jahren Startups in allen Unternehmensphasen unterstützt, sei es in der Pre-Seed-Phase oder beim IPO.
Startup_DUS: Auch die Deutsche Bank selbst arbeitet immer wieder erfolgreich mit Startups zusammen, da sich auch in der Finanzbranche Märkte und Produkte verändern. Können Sie uns dafür ein, zwei Beispiele nennen?
Nicolas H. Brenk: Unser Haus hat mit einigen Startups Kooperationsverträge abgeschlossen, insbesondere mit Unternehmen, mit denen wir gemeinsam unsere Beyond-Banking-Lösungen auf unserer Firmenkunden-Plattform BluePort umsetzen. Hinzu kommt, dass wir uns an einigen Startups beteiligt haben. Beispielsweise an Finanzguru, Vermietet.de und Zeitgold.
Startup_DUS: Bei Ihrer Veranstaltung auf der Startup-Woche Düsseldorf haben Sie sich für das Thema „Strategischer Dialog“ entschieden, also einer Phase, wo es um strategische Investoren, Trade Sale und IPO geht. Warum ist Ihrer Meinung nach genau dieses Thema für Startups so wichtig?
Nicolas H. Brenk: Die frühzeitige strategische Planung ist essenziell für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg. Dies wollen wir mit den Startups und unseren Experten gemeinsam mit den Kunden besprechen. Gerade bei disruptiven Geschäftsmodellen gelangen die Startups schnell in die Wachstumsphase und der Kapitalbedarf steigt überproportional an. Dabei kommt der strategische Blick oft zu kurz und die Finanzen werden teils hektisch und nicht nachhaltig gestaltet.
Startup_DUS: Durch Ihre Zusammenarbeit mit so vielen Startups, haben Sie sicherlich einen guten Überblick über aktuelle Trends. Gibt es Themen und Felder, in denen es aktuell besonders viele Gründungen gibt?
Nicolas H. Brenk: Die Geschäftsmodelle von Startups sind weiterhin sehr heterogen. Wir beobachten einen Trend weg von eCommerce-Geschäftsmodellen und hin zu Tech-Startups, die an einer intensiven Zusammenarbeit mit Unternehmen interessiert sind. Außerdem verschieben sich die Geschäftsmodelle etwa bei FinTechs immer mehr von B2C nach B2B2C.
Startup_DUS: Düsseldorf versammelt eine Vielzahl an Unternehmen, sei es aus der Finanz-, der Kommunikations- oder Marketingbranche. Warum ist die Stadt auch ein gutes Pflaster für Neugründungen?
Nicolas H. Brenk: Als Landeshauptstadt verfügt Düsseldorf über eine gut funktionierende Infrastruktur. NRW hat im Vergleich zu anderen Bundesländern gleichzeitig ein sehr breites Wirtschaftsspektrum: von Automotive bis Lebensmittelindustrie haben wir in NRW alles. Hinzu kommt, dass Düsseldorf als Finanzplatz als auch als Beratungsstandort von Rechtsanwalts,- Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften ein sehr hohes Kompetenz und Knowhow-Umfeld zur Verfügung stellt. Dies kommt den Startups zu Gute, da sie so auch den schnellen Dialog mit Unternehmen, Beratern und Investoren führen können.
Startup_DUS: Gibt es vielleicht eine lustige Anekdote, die Sie mit uns teilen können, über absurde Gründungsideen oder Finanzierungsvorstellungen, die Sie in den letzten Jahren erlebt haben?
Nicolas H. Brenk: Da muss ich leider auf das Bankgeheimnis verweisen, aber uns wurden in den vergangenen vier Jahren neben sehr guten Gründungsvorhaben auch sehr viel Geschäftsmodelle vorgestellt, die nicht nachhaltig waren.
Startup_DUS: Ein kleiner Ausblick: Was muss sich in den nächsten Jahren noch in Deutschland ändern, damit sich die Startup-Kultur weiterentwickelt, noch lebendiger und quasi Teil der klassischen Unternehmerkultur wird?
Nicolas H. Brenk: Innovative Unternehmensgründungen gab es in Deutschland schon immer und die von Ihnen genannte „klassische Unternehmerkultur“ zeichnet sich dadurch aus, dass es sich um nachhaltiges Unternehmertum handelt. Bei einigen Startups vermisse ich diese Nachhaltigkeit. Es wäre wünschenswert, wenn man neben Wachstum auch ein Interesse an Nachhaltigkeit berücksichtigt. Wir beobachten zudem, dass die Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Gründerszene enger wird. Viele Unternehmen sind allerdings noch in der Findungsphase, was die Digitalisierung betrifft: Was heißt das für mein Geschäftsmodell? Welche Unternehmenskultur brauchen wir? Das sind Fragen, die sich viele aktuell stellen. Die Vernetzung von Mittelstand und Startup-Szene könnte daher aus meiner Sicht auch noch verbessert werden in NRW.
Startup_DUS: Und Ihr Pitch zu Düsseldorf als Startup-Standort in drei Sätzen?
Nicolas H. Brenk: Düsseldorf verfügt über viele Kompetenzträger, eine exzellente Fakultät an der Heinrich-Heine-Universität und sehr gute Kontakte zu Investoren. Wir als Intermediär tragen weiterhin dazu bei, dass Düsseldorf ein starker Startup-Standort in NRW und in Deutschland ist und bleibt.