Menschen, die Neues wagen und Unternehmen, die sich wandeln wollen
In der Welt unterwegs, aber in NRW zu Hause: ERGO ist bekannt als eine der großen Versicherungsgruppen in Deutschland und Europa. Dass der Riese auch in der Start-up-Szene kräftig für Wirbel sorgt, wissen die internationalen Start-up-Metropolen Berlin, London oder Tel Aviv bereits schon sehr zu schätzen. Dr. Arno Schmitz-Urban und Dr. Ulrich Kleipaß verraten uns im Interview was ihren Job so abwechslungsreich macht und welche Möglichkeiten sich in Düsseldorf für Sie und Start-ups bieten.
Dr. Arno Schmitz-Urban, ist Innovationsmanager im Bereich Unternehmensentwicklung bei ERGO. Der studierte Wirtschaftsingenieur hat zuvor unterschiedliche Branchenexpertise in Beratung, Wissenschaft und Industrie gesammelt.
Dr. Ulrich Kleipaß, leitet bei der ERGO die Innovationsaktivitäten am Standort Berlin. Er hat einen langjährigen Erfahrungsschatz in Innovationsprojekten in Industrie und Beratung.
startup_DUS: Hand aufs Herz – die Versicherungsbranche gilt von Hause aus nicht unbedingt als kreativ und erfinderisch. Sicherheit, Vertrauen und Kontinuität stehen im Vordergrund – Innovation scheint dabei kaum eine Rolle zu spielen. Letzteres allerdings würde ihrem Aufgabenbereich bei der ERGO zu 100% widersprechen. Und jetzt kommen bitte Sie!
Dr. Arno Schmitz-Urban: Zunächst einmal will ich dem gar nicht widersprechen, unser Slogan lautet: „Versichern heißt verstehen“. Und dabei stehen die von ihnen genannten Attribute natürlich im Mittelpunkt und sind entsprechend in unserer Unternehmens-DNA verankert.
Verstehen bedeutet aber auch, dass die Kunden heute von uns mehr erwarten als eine Versicherungspolice im Schrank als Sicherheit. Dies sind zum Beispiel eine schnelle Bearbeitung durch digitale Prozesse, Serviceleistungen über die eigentliche Schadenregulierung hinaus oder auch die Absicherung neuer Risiken im Internet. All das können wir als Versicherung nur bieten, wenn wir uns strukturiert Gedanken über das Thema Innovation machen und dieses auch strategisch verankern. Wer innovativ sein will, muss klassische Denkmuster aufbrechen, unterschiedliche Disziplinen verbinden und auch von anderen Branchen lernen
startup_DUS: Apropos andere Branchen und Disziplinen, Herr Dr. Ulrich Kleipaß: Sie gründeten schon vor drei Jahren ein Digital Lab im Coworking Space betahaus Berlin. Sie begleiten in London ein Programm von Startupbootcamp zur Förderung von Unternehmensgründungen, das sich auf Versicherungslösungen spezialisiert hat. Sie sind als Corporate Partner aktiv beteiligt am Accelerator-Programm von „Axel Springer Plug and Play“. Was muss in Düsseldorf passieren, um Ihr Engagement in der eigenen Stadt weiter auszubauen?
Dr. Ulrich Kleipaß: Mit unseren beiden großen Standorten in Düsseldorf und Köln sind wir und viele unserer Mitarbeiter der Region natürlich sehr verbunden. Für uns ist es wichtig, möglichst viel von unserem Engagement in der Start-up-Szene zu lernen und für unser Unternehmen nutzbar zu machen. Dazu ist es wichtig, an den weltweiten Innovationszentren präsent zu sein und aktiv mitzuarbeiten. Dieses Wissen und die so gesammelten Erfahrungen bringen wir gerne auch in Düsseldorf oder Köln ein – beispielsweise wie schon in der Vergangenheit im Rahmen der Initiative der Wirtschaftsförderung in Düsseldorf oder bei FinTech-Events in Köln.
startup_DUS: Ihre Ausrichtung in der Zusammenarbeit mit Start-ups scheint ins besondere auf die digitale Wirtschaft abzuzielen. Sie sind u.a. Mitglied bei Digitale Stadt Düsseldorf und StartupDorf. Ist Düsseldorf für Sie eine inspirierende und pulsierende Quelle und/oder ein Ort um die Trends aufzugreifen und ihnen einen Nährboden zu bieten?
Dr. Arno Schmitz-Urban: Digitalisierung spielt natürlich auch in der Zusammenarbeit mit Start-ups für uns eine wichtige Rolle. Und wenn ich dann auf Veranstaltungen z.B. dem monatlich stattfindenden Gründerstammtisch des StartupDorfs bin, dann zeigt sich, wie viele inspirierende Ideen sich hier in der Community vor Ort finden lassen. Dabei zeigt sich allerdings auch, wie wichtig solche Strukturen für eine lebendige Start-up-Szene sind. Es gibt hier nicht nur viele gute Konzepte, sondern auch Menschen die Neues wagen und Unternehmen, die sich wandeln wollen. Von solchen Strukturen und Angeboten benötigen wir in Düsseldorf und in der Region noch viel mehr, um das eigentliche Potenzial zu aktivieren.
startup_DUS: ERGO schickt seine Mitarbeiter weltweit zu Hackathons und Bootcamps. Kreativität und Entwicklungen in wenigen Stunden. Mit eigenen Teams und zusammen mit jungen Gründern. Warum tun Sie das – in zweierlei Hinsicht? Erstens: Was versprechen Sie sich für Ihr Unternehmen davon in Beziehung auf Ihre Mitarbeiter? und zweitens: Warum brauchen Sie dann noch Input von Start-ups von außen?
Dr. Arno Schmitz-Urban: Nicht nur für ein international tätiges Unternehmen ist es heute wichtig, Trends und Entwicklungen auf globaler Ebene zu betrachten. So sind in den letzten Jahren aus völlig unterschiedlichen Ecken neue Geschäftsmodelle und Technologien entstanden, die unseren heutigen privaten und geschäftlichen Alltag maßgeblich verändert haben. Dabei ist es wichtig, die eigenen Mitarbeiter von Anfang an mitzunehmen. Mit weltweit rund 43.000 Mitarbeitern liegt hier in enormes Innovationspotenzial, was darauf wartet gehoben zu werden – auch mit neuartigen Formaten wie Hackathons.
Darüber hinaus lassen sich aber Impulse von außen nicht völlig ersetzen. Zum einen gibt es immer gute Ideen, die gerade außerhalb von unseren Konzernstrukturen reifen können – z.B. in kleinen schnellen Start-ups oder auch in anderen Branchen. Zum anderen können wir hinsichtlich einer innovationsförderlichen Unternehmenskultur viel von der Start-up-Szene lernen. Die Fehlerkultur, die agilen Methoden oder der Umgang mit Neuem: Damit setzen wir uns aktiv auseinander und lernen.
startup_DUS:Zum Abschluss würde wir gerne noch wissen, welche Start-ups sie als ERGO besonders interessieren und wie Gründer mit Ihnen in Kontakt kommen können?
Dr. Ulrich Kleipaß: Zunächst einmal interessiert uns alles, was sich mit unserem Kerngeschäft der Versicherung in Verbindung bringen lässt. Dies können natürlich naheliegende Lösungen wie im Vertrieb, im Kundenservice, bei den Produkten oder in der IT sein. Darüber hinaus lässt sich das Thema auch sehr gut mit anderen Branchen verbinden, also beispielsweise bei einer Reiseplattform, das Thema Reiseversicherungen. Dafür stehen wir gerne als Ansprechpartner zu Verfügung. Wir würden uns freuen, wenn wir unser Netzwerk mit unserer Präsenz hier vor Ort erweitern könnten.