Die Leidenschaft und die Arbeitsweise der Start-ups inspirieren und helfen uns
Wenn sich ein traditionsreiches Unternehmen und ein Verein junger Unternehmer und Führungskräfte zusammen tun, dann vibriert die Start-up-Szene in Düsseldorf. Wie sich die Stadtwerke Düsseldorf engagieren und was die Wirtschaftsjunioren Düsseldorf ehrenamtlich auf die Beine stellen, erzählen Daniela Jost und Philipp Kölgen im Interview.
Daniela Jost, Wirtschaftsingenieurin, seit 2014 Leiterin „Entwicklung neuer Geschäftsmodelle“, Stadtwerke Düsseldorf AG
Philipp Kölgen, Mitglied des Vorstands der Wirtschaftsjunioren Düsseldorf im Bereich der IHK e. V., Business Designer bei langendonk creaitve consulting
startup_DUS: Ohne die Stadtwerke Düsseldorf mit dieser Einstiegsfrage in eine Schublade schieben zu wollen, aber im ersten Augenblick würde man die Stadtwerke mit einer beachtlichen Unternehmensgeschichte von 150 Jahre nicht unbedingt in der Start-up-Szene vermuten.
Daniela Jost: In der Energiebranche tut sich derzeit enorm viel. Die Energiewende, der zunehmende Wettbewerb, die Digitalisierung sowie neue Kundenbedürfnisse stellen uns vor neue Herausforderungen. Gerade ein traditionsreiches Unternehmen wie die Stadtwerke Düsseldorf, mit etablierten Strukturen und Prozessen, muss sich diesem dynamischen Marktumfeld stellen, um auch zukünftig wettbewerbsfähig zu sein.
Seit Mitte 2014 arbeiten wir daher systematisch mit einem neu aufgebauten Team von Innovationsmanagern an der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Essentiell wichtig ist es hierbei, früh Trends zu erkennen. Externe Impulse ergänzen dabei die hauseigene Innovationskraft. Start-ups können in diesem Zusammenhang aus mehreren Gründen helfen. Ihre Arbeitsweisen, Ansätze und die Leidenschaft, mit der sie an ihren Ideen arbeiten, sind eine Quelle der Inspiration für uns. Daher ist es unser Ziel, ein aktiver Teil der Gründerszene in Düsseldorf zu sein und diese zu stärken – denn von einer Unternehmenslandschaft mit einer jungen lebendigen Gründerszene und -kultur profitieren letztlich alle.
startup_DUS: Herr Kölgen, im Rahmen der Start-Up-Woche Düsseldorf bieten sie gemeinsam mit den Stadtwerken Düsseldorf am 12.04.2016 ab 17.00 Uhr eine Plattform zum Austausch von Start-ups und Corporates. Wie kam es zu diesem Zusammenschluss der beiden doch so unterschiedlich ausgerichteten Veranstalter?
Philipp Kölgen: Die Wirtschaftsjunioren Düsseldorf sind ein Verein junger Unternehmer und Führungskräfte aller Branchen, die sich ehrenamtlich engagieren. Gerade der Kontakt und die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft vor Ort ist uns ein großes Anliegen. Im Rahmen der Organisation der Pitch Party 2015 haben wir im letzten Jahr die Stadtwerke Düsseldorf kennen und schätzen gelernt. Das große Engagement der Stadtwerke für das Thema Start-ups hat uns positiv überrascht. Aufgrund der sehr ähnlichen Interessenlage für das Gründungsthema kam schnell der Wunsch nach einer gemeinsamen Veranstaltung auf, mit der wir einen Mehrwert der Düsseldorfer Start-up-Szene bieten wollten. Rausgekommen ist die Plattform „Vitamin E: Experiences & Exchange“, bei der sich junge Gründer und etablierte Unternehmen austauschen und voneinander lernen können.
startup_DUS: Wenn man die Stadtwerke Düsseldorf in diesem Zusammenhang als Brutkasten bezeichnen würde, würden Sie diesen in der Wissenschaft verwendeten Vergleich im Bezug auf einen Inkubator unterstreichen? Oder anders gesagt, sehen Sie die Start-ups als einen Partner, der sie unterstützt oder den Sie unterstützen?
Daniela Jost: Wir glauben, dass Unternehmen und Start-ups voneinander lernen und profitieren können. Wir wissen um das hohe Potenzial junger Unternehmen. Mit neuen Ideen und Denkweisen wollen wir uns frischen Wind ins Haus holen und im Gegenzug den Start-ups Sparringspartner und Mentor sein. Durch die Zusammenarbeit sollen langfristig aber nicht nur die Start-ups und wir profitieren, sondern insbesondere auch unsere Kunden sowie der Wirtschaftsstandort Düsseldorf.
startup_DUS: Gibt es viele Initiativ-Bewerbungen von Start-ups bei Ihnen oder müssen Sie Augen und Ohren stetig offen halten? Das stellen wir uns fast unmöglich vor. Auf ein Start-up wird die Öffentlichkeit ja meist erst aufmerksam, wenn es bereits auf den Karrierezug aufgesprungen ist. Ist das u.a. auch der Grund, warum Sie ein Stipendium mit dem Startplatz Düsseldorf ausschreiben?
Daniela Jost: Wir stehen zwar noch am Anfang, uns in der Düsseldorfer Gründerszene einen Namen zu machen, freuen uns aber schon über diverse Anfragen von Start-ups zum Austausch und zur Zusammenarbeit. Das Interesse der Start-ups bezieht sich dabei u.a. auf unsere Kenntnisse über den Düsseldorfer Markt sowie unser energietechnisches und kaufmännisches Know-how. Auch bei der Finanzierung von Gesellschaften sind wir natürlich erfahren. Punktuell sind wir bereits schon einen Schritt weiter und arbeiten mit verschiedenen Start-ups an der Entwicklung neuer und der Verbesserung bestehender Geschäftsmodelle partnerschaftlich zusammen.
Das Gründerstipendium „Start!Werke“, das wir als erstes Unternehmen in Düsseldorf beim Startplatz anbieten, ist ein sehr hilfreicher Baustein, um mit Start-ups in Kontakt zu kommen, sich kennen zu lernen und zu kooperieren. Der Startplatz ist hier ein erfahrener Partner für uns.
startup_DUS: Es gehört viel Geduld und Vertrauen in die Gründer und die Bereitstellung der nötigen Freiheiten, um auch außerhalb der „Restriktionen“ des Unternehmens denken und handeln zu können. Nach welchen Kriterien wählen Sie „ihre“ Start-ups aus? Verraten Sie das?
Daniela Jost: Engagement und Leidenschaft! Das bedeutet, dass neben der selbstverständlich überzeugenden Geschäftsidee vor allem die Motivation der Gründer, die Leidenschaft für die Entwicklung der Idee zu einem Business entscheidend ist. Inhaltlich bevorzugen wir Start-ups, die sich mit „datenbasierten Services für Bürger und Unternehmen, rund um das Leben und Arbeiten in Düsseldorf“, „intelligente Stadtmobilität“ oder „modernes Wohnen und damit verbundene Services“ beschäftigen. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle anderen Ideen für uns nicht von Interesse sind. Wir haben gelernt, offen für alles Neue zu sein – denn auch in zunächst fremd und entfernt wirkenden Ideen lassen sich auf den zweiten Blick häufig Anknüpfungspunkte entdecken.
startup_DUS: Als Stimme der jungen Wirtschaft bereichern die Wirtschaftsjunioren Düsseldorf die Start-up-Szene mit diversen Veranstaltungen. Welchen Support für Neugründer dürfen wir uns hierunter vorstellen?
Philipp Kölgen: Wir sind davon überzeugt, dass unser Land neue Gründer und innovative Unternehmen braucht. Gerade Düsseldorf bietet ideale Voraussetzungen für die Etablierung eines nachhaltigen Start-up-Ökosystems. Als Wirtschaftsjunioren bieten wir Gründern dabei ein breites Veranstaltungsspektrum von Business Workshops, Business Speeddating zum Netzwerken bis zu unserer Highlight-Veranstaltung, der Pitch Party. Diese findet in diesem Jahr am 29. September in der Turbinenhalle der Stadtwerke Düsseldorf statt und bietet Jungunternehmern oder solchen, die es noch werden wollen, eine Bühne, um ihre Geschäftsidee im Rahmen eines Elevator Pitchs innerhalb von 4 Minuten einer Fachjury und den Zuschauern zu präsentieren.
startup_DUS: Welche Bedeutung messen Sie dem Werkzeug „Netzwerk“ in Hinsicht auf Erfolg zu? Wenn wir den Titel Ihrer Veranstaltung zur ersten Start-up-Woche Düsseldorf anschauen, wäre die Antwort einen sehr hohen: Extraportion Vitamin E.
Daniela Jost: Ein Netzwerk ist für Start-ups erfolgskritisch und zwar in jedem Stadium der Entwicklung. Was als Idee beginnt, muss zügig zu einem Geschäftsmodell heranreifen. Dabei müssen Start-ups vielfältige Hürden gleichzeitig bewältigen. Ein Netzwerk aufzubauen und die gewonnenen Kontakte zu pflegen ist zeitintensiv und aufwändig. Start-ups fehlt es – nach unseren Erfahrungen – oftmals an der Möglichkeit, sich mit Corporates offen und formlos auszutauschen und zu vernetzen. Liebe Start-ups, nutzt dazu aber gerne unser Event „VitaminE“! 🙂