Düsseldorf besitzt einfach eine sehr gute Startup-Infrastruktur

Förderungen in den verschiedensten Bereichen stellen für Startups enorm große Chancen dar. Viele etablierte Unternehmen engagieren sich in Düsseldorf in ganz Deutschland für die immer stärker wachsende Startup-Szene. Auch die Stadtsparkasse ist ein wichtiger Förderer innovativer Ideen. Im Interview gibt Frank Dölle, Stadtsparkasse Düsseldorf, einen tieferen Einblick in diese Arbeit.

Startup_DUS: Die Stadtsparkasse Düsseldorf berät mit einer eigenen Abteilung Menschen in allen Fragen der Existenzgründung. Warum widmet sich die Stadtsparkasse so intensiv der Beratung von Startups und welcher Mehrwert ergibt sich für Sie als wirtschaftlich handelndes Unternehmen? 

Frank Dölle: Die Wirtschaftsstruktur Deutschlands ist stark geprägt vom Mittelstand. Knapp die Hälfte aller produzierten Waren und Dienstleistungen in Deutschland werden von mittelständischen Unternehmen erbracht. Deutschland ist bekannt für die innovativen Mittelständler mit dem weltweit einmaligen Image einer ausgesprochen hohen Qualität. Unternehmensgründungen sind der eigentliche Treiber für Innovation und Zukunftsfähigkeit einer dynamischen Volkswirtschaft. Durch die Kreativität und den Mut der jungen Unternehmen reifen viele innovative Ideen erst zu marktfähigen Produkten und Dienstleistungen. Die Förderung einer Unternehmensgründerkultur ist daher eine existenzielle Aufgabe. Die Sparkassen in Deutschland haben diese hohe volkswirtschaftliche Bedeutung seit Jahrzehnten erkannt. Sie sind führend in der Begleitung und Unterstützung der Menschen, die mit unternehmerischen Mut und Elan den Weg in die Selbständigkeit beschreiten. Diese tragen zur Weiterentwicklung und Prosperität in der Region nachhaltig bei.

Startup_DUS: Finanzielle Fragen stehen zu Beginn einer Startup-Gründung stark im Fokus. Während der Startup-Woche Düsseldorf 2018 informieren Sie gemeinsam mit NUK Neues Unternehmertum Rheinland e.V. über öffentliche Förderungen für Startups. Worin sehen Sie die Vor- und Nachteile von einem ausreichenden Eigenkapital im Vergleich zu einer Förderung? 

Frank Dölle: In den unterschiedlichen Entwicklungsstadien eines Startups kann jeweils Kapital zur weiteren Umsetzung oder Expansion erforderlich werden. Durchgesetzt hat sich die Unterteilung in drei Hauptphasen: Die ausschlaggebende Investitionsfrühphase (Early-Stages; Idee und Gründung) und die später bei Erfolg weiterführenden Phasen Expansion Stages (nationale oder internationale Expansion) und Later Stages (Restrukturierung und Nachfolge).

Allgemein ist festzustellen, je weiter sich eine Firmengründung noch vom fertig entwickelten Produkt und dem Markteintritt befindet, desto geringer ist meist der Kapitalbedarf, welcher in dieser frühen Phase im Wesentlichen aus Eigenkapital oder auch Beteiligungskapital gespeist wird. Je positiver später bei Markteinführung die Absatzchancen sind, um so eher ist eine Kreditfinanzierung (insbesondere über öffentliche Finanzierungsmittel) möglich. Im Verlauf einer Investitionsfrühphase sind meist mehrere Finanzierungsrunden notwendig, anfänglich mit eigenkapitalähnlichen Beteiligungskapitalgebern sowie später möglichen Kreditgebern. Beteiligungskapitalgeber steigen dabei relativ früh in eine Unternehmung ein und erhalten auf Grund der höheren Risikoausprägung einen entsprechenden Anteil am Unternehmen. Hier ist es wichtig die späteren Ausstiegs- oder Rückzahlungsmodalitäten vertraglich zu vereinbaren. Klassische Kredite haben demgegenüber eine festgelegte Zins- und Tilgungsstruktur, welche eine ausreichende und plausible Einkunftssituation erfordern, ohne einen Anteil am Unternehmen zu verlangen. Insgesamt zeugt ein gewisser Eigenkapitalanteil immer vom Vertrauen der Inhaber in den Erfolg des Vorhabens wie es auch die Bonität und das Rating eines Kreditgebers positiv beeinflusst. Ich möchte hier aber nicht unserem Vortrag weiter vorgreifen.

Startup_DUS: Die Stadtsparkasse und die Sparkassenorganisation engagieren sich für Startups unter anderem mit der Initiative des Deutschen Gründerpreises. Startups können sich für diesen Preis nicht direkt bewerben, sondern müssen von einem Expertennetzwerk nominiert werden. Wieso hat sich die Initiative für diesen Weg der Bewerberauswahl entschieden? 

Frank Dölle: Der Deutsche Gründerpreis ist die bedeutendste Auszeichnung für herausragende Unternehmer in Deutschland. Er wird für vorbildliche Leistungen bei der Entwicklung von innovativen und tragfähigen Geschäftsideen und beim Aufbau neuer Unternehmen verliehen. Ziel des Deutschen Gründerpreises ist es, ein positives Gründungsklima in Deutschland zu fördern und Mut zur Selbstständigkeit zu machen. Der Deutsche Gründerpreis wird jährlich in den Kategorien Schüler, Startup, Aufsteiger und Lebenswerk verliehen. Damit werden unternehmerische Vorbilder in unterschiedlichen Unternehmensphasen ausgezeichnet. Ausgelobt wird der Deutsche Gründerpreis von den Partnern stern, Sparkassen, ZDF und Porsche. Die Initiative wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und weiteren namhaften Förderern unterstützt. Da es sich um bestehende Unternehmungen handelt, werden qualifizierte Kandidaten jedes Jahr von einem 300-köpfigen Expertennetzwerk vorgeschlagen, die diese Unternehmungen und deren Entwicklung gut kennen.

Startup_DUS: In einer kommerziell gedachten Welt ist der Grund für eine Teilnahme an einem Gründerwettbewerb oftmals die Hoffnung auf den Gewinn einer Finanzierung. Diese steht den Gewinnern des Deutschen Gründerpreises nicht bevor. Welchen Mehrwert erwarten die Gewinner des Deutschen Gründerpreises? 

Frank Dölle: Es handelt sich hier nicht um einen Businessplan-Wettbewerb mit einem Preisgeld, bei welchem eine gute Idee überzeugt, sondern um die Auszeichnung von unter anderem am Markt erfolgreich gestarteten Unternehmen. Neben wertvollen Kontakten und Hinweisen ist natürlich die öffentliche Breitenwirkung immens.

Startup_DUS: Zwischen dem Beginn der Nominierungsphase für den Preis im November und der finalen Preisverleihung im darauf folgenden September liegt fast ein Jahr. Für ein Startup ist dies ein langer Zeitraum, in dem sich vieles verändern kann. Was ist der Grund für eine solch lange Auswahlphase? 

Frank Dölle: Wie gesagt handelt sich um bereits am Markt erfolgreich agierende Startups und Unternehmen, welche hier vorgeschlagen und bewertet werden. Für diese ist der Zeitfaktor nicht ausschlaggebend. Die Selektion setzt sich von Landes- auf Bundesebene weiter fort, um die richtigen Unternehmen zu finden und zu prämieren.

Startup_DUS: Zum Schluss eine Frage zum Standort Düsseldorf: Was macht Düsseldorf für Ihr Unternehmen zur absoluten Startup-City?

Frank Dölle: Düsseldorf besitzt einfach eine sehr gute Startup-Infrastruktur. Hier wurde die Startup-Initiative vor drei Jahren aus der Taufe gehoben, und seitdem ist viel passiert: Mittlerweile gibt es rund 300 Startups mit mehr als 2.000 Arbeitsplätzen und allein in den vergangenen zwei Jahren kamen 90 Startups hinzu. Auch der Immobilienmarkt stellt sich auf die wachsende Startup-Szene ein und stellt weitere Flächen für „Coworking-Spaces“, eine neue Form der „Bürogemeinschaft“, zur Verfügung. Hinzu kommt, dass in Düsseldorf bereits seit vielen Jahren ein gut funktionierendes Existenzgründungsnetzwerk existiert. Insbesondere bei der Industrie- und Handelskammer (IHK), der Handwerkskammer, wie auch bei den Banken und Sparkassen, Branchenverbänden oder der Wirtschaftsförderung finden Existenzgründungswillige Rat und Unterstützung bei der Realisierung ihres Vorhabens. Dieses gibt es in den meisten Städten in dieser Intensität so nicht. Etablierte Düsseldorfer Unternehmen haben sich ebenfalls vom Startup-Geist anstecken lassen. Dies bringt neue Kooperationen zwischen etablierten und jungen Unternehmen hervor. Alles in allem herrschen hier einfach sehr gute Bedingungen für Startups!

Startup_DUS: Vielen Dank für das Gespräch!

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